Ultraschall-Feindiagnostik
Weiterführende Herzuntersuchung
Die Ultraschalluntersuchung des kindlichen Herzens (auch fetale Echokardiographie genannt) ist ein wichtiger Bestandteil der weiterführenden differenzierten Organdiagnostik und der frühen Fehlbildungsdiagnostik
Das Herz ist häufiger als alle anderen Organe von Fehlbildungen betroffen: ungefähr 8 bis 10 von 1000 Kindern werden mit einem Herzfehler geboren, davon etwa die Hälfte mit einem operationsbedürftigen Fehler.
Herzfehler in der Familienvorgeschichte erhöhen das Risiko für das Ungeborene, ebenfalls an einem Herzfehler zu leiden, auf der anderen Seite treten 90% der angeborenen Herzfehler in Familien auf, in denen bis dahin keine Herzfehler bekannt waren, so dass die meisten Herzfehler zufällig entdeckt werden.
Im Rahmen der regulären Ultraschalluntersuchungen nach den Mutterschaftsrichtlinien werden selbst schwere Herzfehler nur in etwa einem Drittel der Fälle erkannt.
Dagegen liegt die Erkennungsrate im Rahmen einer fetalen Echokardiographie durch einen erfahrenen Pränatalmediziner und optimaler Geräteausstattung bei über 90%.
Vorteile der fetalen Echokardiographie
Kinder mit einem angeborenen Herzfehler profitieren deutlich von einer pränatalen Diagnose, auch wenn in den seltensten Fällen bereits vor der Geburt eingegriffen werden muss.
Vielmehr ist bei vielen Herzfehlern die sofortige adäquate Versorgung unmittelbar nach der Geburt in einer spezialisierten Klinik mit Kinderkardiologie entscheidend für die Prognose des Kindes. Je länger es von der Geburt bis zur Erkennung des Fehlers dauert, umso schlechter ist die Prognose.
Pro Jahr sterben ca. 350 Kinder in Deutschland im ersten Lebensjahr an einem Herzfehler, die bei Erkennung vor der Geburt und sofortiger angepasster Versorgung nach der Geburt hätten gerettet werden können.
Wird ein Herzfehler vor der Geburt erkannt, so wird gleichzeitig das ganze Kind im Ultraschall untersucht. Manchmal treten Herzfehler im Gefolge von weiteren Fehlbildungen oder Syndrom-Erkrankungen auf. Wird der Fehler erst nach der Geburt festgestellt, ist die dann erforderliche umfassende Suche nach Begleiterkrankungen häufig sehr viel aufwendiger und belastender für das Kind.
Indikationen für die fetale Echokardiographie (Risikofaktoren für Herzfehler)
Vorgeschichte
Derzeitige Schwangerschaft
Was wird untersucht (abhängig von Lage- Sichtbedingungen)
Dies geschieht mittels hochauflösendem Ultraschall, Doppler- und Farbdopplersonographie und bei Bedarf räumlicher Darstellung durch spezielle 3D/4D-Techniken.
Zeitpunkt der Untersuchung
Der optimale Zeitpunkt für die fetale Echokardiographie liegt zwischen der 20. und 24. SSW. In dieser Zeit sind die Herzstrukturen sehr gut beurteilbar und die Entwicklung des Herzens schon recht weit fortgeschritten. In höheren Schwangerschaftswochen wird die Sicht z.B. durch eine höhere Dichte der Rippen deutlich schwieriger und unvollständiger.
Aufgrund der technischen Möglichkeiten moderner High-End-Ultraschallgeräte ist heute schon im Rahmen des Ersttrimester-Screenings zwischen der 12. und 14. SSW eine frühe Herzuntersuchung möglich, bei der ein sehr erfahrener Untersucher bei guten Lage- und Sichtbedingungen bereits über 50% der angeborenen Herzfehler erkennen kann.
Herz 23. SSW
Herz in der 14. SSW
Was geschieht, wenn ein Herzfehler gefunden wird
Bei der Diagnose des häufigsten Herzfehlers, einem kleinen Loch in der Herzkammer-Scheidewand, kann meist auch direkt Entwarnung gegeben werden: Je nach Größe des Defektes wächst dieser häufig nach der Geburt von alleine zu und eine Korrektur ist nicht notwendig.
Bei komplexeren Herzfehlern ist das primäre Ziel eine möglichst genaue Diagnose und Beschreibung der Fehlbildung. Da Herzfehler häufig allein auftreten, aber nicht selten auch im Rahmen anderer Erkrankungen zu finden sind (z.B. Chromosomenstörungen, Syndrome), ist die Suche nach Begleitfehlbildungen wichtig. In diesem Zusammenhang ist auch die sichere Abklärung von Chromosomenstörungen und anderen genetischen Ursachen durch eine diagnostische Punktion bei vielen Herzfehlern sinnvoll.
Im weiteren Verlauf ist eine Überweisung in eine Klinik mit Kinderkardiologie oder in ein Zentrum sinnvoll. Im Rahmen einer Beratung, an der Pränataldiagnostiker, Geburtshelfer, Kinderkardiologen und ggf. Kinderkardiochirurgen teilnehmen, erfahren die werdenden Eltern weitere Details über die weitere Betreuung vor der Geburt, den besten Geburtsmodus und mögliche Behandlungen nach der Geburt.
Die optimale Planung der Entbindung und die Organisation eines spezialisierten Teams zur sofortigen Versorgung des Neugeborenen verbessert die kurz- und langfristige Prognose des Kindes in Abhängigkeit von der Art des Herzfehlers oft deutlich! Daher wird die fetale Echokardiographie von Selbsthilfegruppen wie dem BVHK ausdrücklich empfohlen! Trotz dieser Vorteile ist es nur natürlich, dass die Diagnose eines Herzfehlers bei den Eltern Sorgen und Ängste auslöst. In diesem Fall kann eine begleitende psychosoziale Beratung hilfreich sein und wird von uns gerne vermittelt.
Einschränkungen
Das fetale Herz ist in der 20. Schwangerschaftswoche etwas größer als ein Kirschkern und hat die komplexeste Struktur aller untersuchten Organe (okay, das Gehirn ist natürlich noch viel komplexer, aber dessen Strukturen sind nun mal mikroskopisch klein…). Zudem ist es natürlich ständig in Bewegung. Seine Untersuchung ist daher besonders anspruchsvoll und erfordert höchstmögliche Gerätequalität und einen besonders erfahrenen Untersucher.
Ungünstige Lage- und Sichtbedingungen können einen großen Einfluss auf die Beurteilbarkeit des Herzens haben und die diagnostische Sicherheit deutlich einschränken.
Aber auch unter optimalen Bedingungen sind niemals alle Herzfehler zu 100% zu erkennen. So ist es z.B. möglich, dass sehr kleine Löcher in der Herzwand nicht gesehen werden.
Auch im idealen Zeitfenster der Herzuntersuchung sind manche erst in höheren Schwangerschaftswochen entstehenden Fehler (z.B. Gefäßverengungen) noch nicht erkennbar.
Und letztlich kann nicht vorhergesehen werden, ob sich die vorgeburtlichen Kurzschlüsse nach der Geburt auch ordnungsgemäß schließen (z.B. das vor der Geburt normale Loch in der Vorhofscheidewand).
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